Der Nekromant 4: Totengott

Nach der Umkehrung steht die Welt der Menschen erneut vor einem Abgrund. Allerdings ist es fraglich, wie das gegenwärtige Dilemma gelöst werden sollte, um einen sinnvollen Ausweg aus der Misere der Menschheit zu finden. Ein Auftrag wie für den letzten Nekromanten auf Erden geschaffen – wäre nur der Einsatz nicht so hoch.

von Lars Jeske

„Totentanz“ endete unnötigerweise mit einem Cliffhanger und dann musste man über 18 Monate auf den nächsten Roman warten. „Totengott“ – der finale 4. Band der „Nekromant“-Reihe von M. R. Forbes – setzt dann nur ein paar Sekunden später wieder ein. Conor Night befindet sich ähnlich wie sein Vornamensvetter in einer einzigartigen Position. Nur ihm, als letzten Nekromanten, ist es möglich, der neuesten Inkarnation des Grauens entgegenzutreten, um zu versuchen, alles Leben auf der Erde zu retten. Also alle übrigen Leben, denn er selber wird unabhängig vom Resultat bei diesem Versuch sterben. Die Mission ist dadurch für Conors Verhältnisse relativ klar und eindeutig: Finde den Zauberspruch, der ein Tor ins Jenseits öffnet, und zerre den Lich-Baron Samedi hindurch, damit dieser stirbt.

Nach einem kurzen Zögern seitens Conors und seiner finalen Absprache mit dem Tod zieht er ins letzte Gefecht. Sogar die Gang ist wieder komplett vereint (abzüglich einer Hand), wodurch unser Antiheld wirklich den Hauch einer Chance hat, als unbekannter Held die Welt vor ihrem Ende zu bewahren. Um dies, obwohl die Herausforderungen des Unterfangens alles andere als klar sind. Keiner weiß, ob es diesen Zauberspruch gibt oder wo er sich befindet, die vereinten Kräfte des Teams sind im besten Fall ein Witz gegenüber der wahren Macht des Lichs, außerdem hat Conor durch Samedis Verbindung mit Mr. Black auch noch seine machtvollen Artefakte verloren. – Und wie verhalten sich die Häuser bei der drohenden Gefahr?

M. R. Forbes gelingt es zum Ende des 3. Bandes, die Puzzleteile endlich so anzuordnen, dass man auch als Leser weitestgehend die Zusammenhänge versteht und somit dem großen Finale entgegenfiebern kann. Gleich ab der ersten Seite von „Totengott“ gibt es Action, da auch dieser Teil der Geschichte der Tradition wegen in unter 300 Seiten erzählt werden soll, und dabei gibt es so viel zu erledigen. Da sich der Charakter des Conor Night durch den Verlauf der bisherigen Ereignisse emanzipiert hat und seine Einstellung zu seiner Umgebung überdachte, wirkt seine neue Verhaltensweise nachvollziehbar verändert. Auch der Leser kann in ihm nun mehr als das egozentrische Wesen ohne jegliche Moral sehen, sondern eindeutig den zerrissenen, gescheiterten Antihelden, der vor dem letzten Kapitel versucht, sein Schicksal anzunehmen, anstatt sich ihm zu ergeben, und mit einer guten Tat die Welt verlassen möchte. Dabei ist das Prinzip der richtigen Anwendung der Todesmagie, welches der Leser und Conor gleichzeitig lernen, sehr gut in das Setting eingebaut und hilft der Dramatik ungemein. Je schwächer sein krebszerfressener Körper wird, desto leichter kann er diese Magie beschwören und lenken.

Es entspinnt sich eine rasante Jagd quer über den Globus mit allerlei überraschenden Wendungen, Frotzeleien und derber Wortwahl, die sowohl Protagonisten als auch Leser in Atem hält. Allgegenwärtig sind der Verfall auf der Welt und die Qualen, die der Nekromant körperlich und psychisch aufgrund seiner Entscheidungen zu erdulden hat. Dabei ist es überraschenderweise nicht einmal nötig, alle vorherigen Teile gelesen zu haben oder sich noch an alles zu erinnern. Die essentiellen Meilensteine der Geschichte werden erneut angerissen, um sich wieder in dieser Romanwelt zurechtzufinden. Dennoch nimmt das nicht das Tempo aus der Story heraus, erklärt vielmehr rudimentär die Beweggründe und den einen oder anderen Hintergrund. Bis hin zum Showdown hat der Autor zudem noch einige Pfeile im Köcher, die er gekonnt und mit Augenzwinkern auf den Leser abfeuert. Somit ergibt sich ein immer schneller drehender Mahlstrom, dessen Zentrum sowohl total vorhersehbar, als auch komplett überraschend wirkt und die gesamte Geschichte der vier Romane überraschend gut zu einem Ende führt. Der Inhalt ist somit durchaus empfehlenswert für Freunde des Genres der Urban Fantasy oder die, die es werden wollen.

Was die Darreichung angeht, bleibt man mehr als zwiegespalten zurück. Der Roman wurde von Deborah Barnett ins Deutsche übersetzt. In weiten Teilen sind dabei Wortwahl und Satzbau akzeptabel. Forbes schreibt Gegenwartsbelletristik, somit muss nicht jeder Teilsatz schwungvoll gedrechselt sein (zumal man sich auch bei der deutschen Adaption am Originalton orientieren sollte). Die Wortwahl passt somit zum Ambiente der Story, die einfache Sprache hingegen (und teilweise fachlich unzulängliche Übersetzungen von Idiomen, welche man selbst erkennt, ohne um den amerikanischen Originaltext zu wissen) unterfordert den Leser. Leider sind hier wieder sehr sehr viele Flüchtigkeitsfehler enthalten oder es gab zu wenig Korrekturlesung. Selten sind es dabei grammatische Fehler, aber alle paar Seiten (fast schon alle Paar Seiten) fehlt einfach ein Wort im Satz oder man merkt, dass der Satz umgeschrieben wurde und noch alte Fragmente enthält, was den genauen Lesefluss arg stört. So man nur schnell die Seiten überfliegt, um zu erfahren, wie das Werk endet, wird man oft das jeweils fehlende Wort einfach automatisch in Gedanken ergänzen und dadurch das Fehlen nicht immer merken. Aber so man die letzte Meile von Conor Night auf dieser Welt mit ihm gemeinsam zelebrieren will, stockt man durch diesen Malus viel zu oft und dann auch noch an den falschen Stellen. Es ist zwar nobel, die Qualen des Nekromanten mit ihm gemeinsam zu erleben, aber gewiss war es nicht gedacht, dass man alle 2 bis 3 Seiten über Textfehler stolpert und durch diese Unzulänglichkeit aus der fiktionalen Welt herausgerissen wird. Jammerschade.

Fazit: M. R. Forbes ist es mit dem finalen Roman „Totengott“ gelungen, ein überaus würdiges und sogar stimmiges Ende der traurigen Geschichte des Nekromanten wider Willen Conor Night zu schreiben. Neben dem 1. Band das beste Buch der Reihe, welchem die vielen Fehler im deutschen Text leider überhaupt nicht gut tun. Wer jedoch weiß, das er mit diesem Buch nicht die deutsche Sprache oder Grammatik lernen, sondern eine gute Zeit verbringen will, der sollte in die Reihe reinlesen. Ein gelungener Mix aus Leichen, Zombies, schwarzem Humor und jeder Menge bleihaltiger Action sowie derben Sprüchen.  

Der Nekromant 4: Totengott
Urban Fantasy-Roman
M. R. Forbes
MantikoreVerlag 2020
ISBN: 978-3-96188-106-2
322 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 14,95

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