Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler – Der goldene Machtkristall

Bernd Perplies und Christian Humberg sind wahrlich keine Unbekannten. Seit Jahren machen sie mal gemeinsam, mal im Alleingang die Phantastik-Szene unsicher. Mit „Drachengasse 13“ ist ihnen bereits eine grandiose Kinderbuch-Serie gelungen. Nun ist mit „Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler“ ihr zweiter Streich in dieser Hinsicht erschienen.

von Andrea Bottlinger

Lucius Adler ist der Sohn einer gewissen Irene Adler, und wem der Name bekannt vorkommt, der ist nicht ganz auf dem Holzweg. Die Reihe spielt immerhin auch nicht umsonst im viktorianischen London (mit ein paar zusätzlichen Steampunk-Nettigkeiten wie Automatenbutlern und Dampfdroschken). Nebenfiguren, die die meisten außerdem wohl noch mehr aufhorchen lassen werden, sind ein gewisser Sherlock Holmes und John Watson.

Worum es geht

Lucius Adler ist eigentlich ständig mit seiner Mutter in der ganzen Welt unterwegs und assistiert ihr bei ihren Zaubershows. Dann tauchen Leute auf, die weniger gute Absichten zu haben scheinen, und Lucius’ Mutter muss untertauchen. Was genau es damit auf sich hat, wird nie ganz geklärt, aber sie lädt Lucius deshalb in London in der Baker Street bei einem echten Langweiler namens Holmes ab. So zumindest Lucius’ Sicht der Dinge. Ständig muss er leise sein und darf den Meisterdetektiv nicht bei seiner Arbeit stören. Er ist daher richtig froh, als Sherlocks Bruder Mycroft ihn in den Diogenes Club mitnimmt, in dessen Turmzimmer, dem Rabennest, er Sebastian, dem Sohn eines Entdeckers, Harold, einem jungen Erfinder, und der magisch begabten Theodosia begegnet. Sebastians Vater hat vor Kurzem erst ein paar Schätze aus der afrikanischen Ruinenstadt Kongarama mitgebracht, die bald im Museum ausgestellt werden sollen. Allerdings stiehlt jemand das Glanzstück der Ausstellung. Und wie es aussieht, ist das diesmal kein Fall für Sherlock Holmes, denn es scheint Magie im Spiel zu sein, an deren Existenz der Meisterdetektiv nicht glaubt. Also müssen sich Lucius und seine neuen Freunde darum kümmern.

Steampunk, Detektive und Magie – Was will man mehr?

Allein die Idee hinter dem Roman ist schon sehr interessant: In Steampunk-London lösen drei Kinder – und ihr Automatenbutler, der stark an C-3PO erinnert – Fälle, die Meisterdetektiv Sherlock Holmes für Humbug hält, weil die Existenz von Magie nicht in sein Weltbild passt. Viel mehr kann man sich kaum wünschen. Jeder der Protagonisten bringt dabei ein eigenes Set an Fähigkeiten mit. Lucius hat von seiner Mutter nicht nur einige Zaubertricks gelernt, sondern zum Beispiel auch das Knacken von Schlössern. Sebastian hat seinen Vater schon auf einige Dschungelexpeditionen begleitet und kennt sich mit Gefahren aus. Harold ist ein Wissenschafts-Genie. Und Theodosia hat ihre magische Begabung, mit der sie ihre Freunde überhaupt erst auf die entsprechenden Fälle aufmerksam macht. Auf diese Art kann jeder etwas anderes zur Lösung des Falls beitragen.

Wer „Drachengasse 13“ der Autoren gelesen hat, wird es allerdings vielleicht etwas schade finden, dass der Humor bei „Lucius Adler“ ein wenig kürzer kommt. Es gibt nicht mehr so viele versteckte Seitenhiebe auf alles Mögliche zu entdecken, die das Lesen auch für Erwachsene zu einer Freude machen. „Lucius Adler“ hält zwar auch noch seine lustigen Momente bereit, aber insgsamt ist es etwas ernster geraten. Dafür geht die Geschichte allerdings spannend und rasant voran und kann mit der einen oder anderen überraschenden Wendung aufwarten.

Fazit: Für Kinder ist „Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler“ definitiv eine spannende Lektüre, nur für Erwachsene eventuell etwas weniger unterhaltsam, als „Drachengassse 13“ es war. Wer ein Geschenk für Nichten, Neffen oder eigene Kinder sucht, hat hier auf jeden Fall einen guten Griff getan.


Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler – Der goldene Machtkristall
Urban-Fantasy-Kinderbuch
Bernd Perplies, Christian Humberg
Thienemann Verlag 2016
ISBN: 978-3522184007
288 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 12,99

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