Dungeons & Dragons 5: Monster Manual

Das „Monster Manual“ ist eines der drei obligatorischen Kernbücher des ältesten Rollenspieles der Welt. Auch für die fünfte Edition des Klassiker „Dungeons & Dragons“ darf es natürlich nicht fehlen. Wie schlägt sich die neueste Inkarnation des Monsterhandbuchs?

von André Frenzer

Wie auch schon das „Player’s Handbook“ ist das „Monster Manual“ ein schwergewichtiger, dicker Wälzer geworden. Insgesamt 354 Seiten haben Wizards of the Coast mit den absonderlichsten Kreaturen gefüllt. Während uns vom Cover direkt ein Beholder – und damit eine der ikonischsten „Dungeons & Dragons“-Kreaturen überhaupt – entgegengrinst, schlagen wir den dicken Brocken erst einmal auf. Das Buch ist ein Hardcover mit einer angenehmen Schwere und liegt – nicht zuletzt dank des leicht angerauten Rückens – gut in der Hand. Was aber findet sich zwischen den schick designten Buchdeckeln?

Inhalt

Eröffnet wird das Buch mit einer sehr kurzen Einleitung, wie Monster und Kreaturen in ein Abenteuer eingebettet werden können. Dabei werden zahlreiche Beispiele und Vorschläge gemacht, wie zum Beispiel auch Stadtabenteuer durch Kreaturen angereichert und spannender gemacht werden können. Ebenfalls in dieser Einleitung findet sich eine Anleitung, um die Spielwerte der Kreaturen – hier Statblöcke genannt – zu lesen und es gibt einen Überblick über die bei den Kreaturen zu findenden Sonderregeln. Das alles wird auf wenigen Seiten zusammengefasst und liest sich angenehm.

Von da an geht es in die Vollen. Wizards of the Coast haben auf den nächsten 320 Seiten allerlei seltsames Getier zusammengetragen, das sie nun ausführlich und in alphabetischer Reihenfolge vorstellen. Jede Kreatur erhält dabei eine bis drei Seiten Platz um mit all ihren Hintergründen, Einsatzmöglichkeiten, Sonderregeln und Statblöcken abgebildet zu werden. Besonders erwähnen möchte ich die bei bestimmten Kreaturen aufgeführten Sonderregeln für das „Heim“ der Kreatur – so unterscheidet sich die Heimstatt eines Einhorns auch regeltechnisch deutlich von der Gruft einer Mumie. Im Vergleich zur Vorgängerversion, dem „Monster Manual“ der 4. Edition, ist gerade die Hintergrundbeschreibung deutlich erweitert worden. Dafür sind auch einige der dort aufgeführten Kreaturen im neuen „Monster Manual“ nicht mehr enthalten, was wohl schlicht Platzgründen geschuldet ist. Es finden sich aber genügend alte Bekannte wieder, um sich gleich heimisch zu fühlen.

Abgerundet wird das Buch durch zwei Anhänge und einen Index. Im ersten Anhang finden sich Kurzbeschreibungen und Statblöcke von Kreaturen, die es nicht in den eigentlichen Quellenteil geschafft haben. Das beinhaltet zum einen zahlreiche „normale“ Tiere wie Bären und Wölfe, aber auch einige monsterartige Kreaturen wie Riesenspinnen sind hier mit ihren Spielwerten aufgeführt. Der zweite Anhang enthält Spielwerte für verschiedene Nichtspielercharaktere wie einen Druiden oder einen bornierten Adligen nebst einer kurzen Anleitung, um diese Spielwerte zu verändern. Der Index enthält schließlich jede im Band aufgeführte Kreatur und sollte das Wiederfinden eines bestimmten Eintrags erleichtern.

Aufmachung

Das Lesen im „Monster Manual“ ist tatsächlich eine wahre Freude. Der gesamte Band ist vollfarbig und wirklich reichhaltig illustriert. Jede Kreatur erhält mindestens eine Illustration, oft unterstützt durch skizzenhafte Bilder der Kreatur in anderen Posen. Die verwendeten Bilder reichen in der Qualität von überdurchschnittlich bis außergewöhnlich. In der optischen Präsentation steht das „Monster Manual“ damit dem „Player’s Handbook“ in nichts nach.

Der Text ist gut gegliedert, die verwendeten Schriftarten klar und gut lesbar. Die deutlichen Buchstaben als Kapitelunterteilung und die klar abgesetzten Extrakästen mit Zusatz- oder Optionalinformationen strukturieren den Inhalt vorbildlich.

Kritik

Neben dem Lob für die – gerade im Vergleich zum Vorgänger – sehr hohe Detailtiefe bei der Vorstellung der Kreaturen und der hervorragenden optischen Aufbereitung gibt es natürlich auch einige Kritikpunkte.

In der Natur der Sache eines Kernregelwerks liegt es natürlich, auch die gängigsten Kreaturen vorzustellen, auf die die Spieler während ihrer Abenteuer treffen können. Da „Dungeons & Dragons“ primär darauf ausgelegt ist, generische Fantasy-Welten abzubilden, werden auch bei der Beschreibung der zahlreichen wohlbekannten Kreaturen – wie Orks, Einhörner oder Pegasi – keine spannenden neuen Details enthüllt. Ein bereits mit der Materie vertrauter Spielleiter erfährt hier also – abseits der Spielwerte – wenig Neues. Doch kann man das einem Kernregelwerk wirklich zum Vorwurf machen? Es ist einfach schade, dass nicht noch mehr Platz für außergewöhnlichere Kreaturen zur Verfügung stand.

Ein zweiter Kritikpunkt betrifft die Aufteilung der Regeln auf das „Monster Manual“ und den „Dungeon Masters Guide“. So finden sich im „Dungeon Masters Guide“ die notwendigen Regeln für das Berechnen passender Herausforderungsgrade für die Spieler und das Zusammenstellen von Encountern; außerdem finden sich hier Listen mit Orten und Umgebungen, an denen die vorgestellten Kreaturen üblicherweise auftauchen. So sind nicht alle die Kreaturen betreffenden Regeln in einem Band vereint, und die Hinzunahme zumindest der Örtlichkeitenübersichten hätte den Kaufwert für Spieler anderer Systeme als Inspirationsquelle deutlich erhöht.

Fazit: „Dungeons & Dragons 5: Monster Manual“ ist ein fantastisches Kreaturenhandbuch. Es ist umfangreich und detailverliebt, reichhaltig in hervorragender Qualität bebildert und vorbildlich strukturiert. Es eignet sich sogar als Lesebuch für Fantasy-Freunde abseits aller Rollenspiele. Eingeschränkt wird die Kaufempfehlung letztendlich nur durch das Fehlen von Detailinformationen, die erst im „Dungeon Masters Guide“ enthalten sind und das Buch daher weniger universell einsetzbar machen. Für Spieler der fünften Edition aber ein absolutes Muss und garantiert kein Fehlkauf.


Dungeons & Dragons 5: Monster Manual
Grundregelwerk
Christopher Perkins u. a.
Wizards of the Coast 2014
ISBN: 978-0786965618
354 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 49,95

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