Tebori 1

Der japanische Teenager Yoshi geht bei einem alten Freund seines Großvater in die Lehre. Dieser Horiseijun ist einer der sieben Tattoo-Meister, weshalb ihn Kunden aus ganz Japan besuchen und sich die traditionellen Tebori-Tattoos stechen lassen. Durch seine herausragenden Leistungen darf bald auch schon Yoshi diese „wichtigen“ (Stamm-)Kunden tätowieren und erfährt währenddessen das ein oder andere düstere Geheimnis …

von Daniel Pabst

„Tebori 1“ ist ein Comic, der von den talentierten Künstlern José Manuel Robledo (Autor) und Marcial Toledano (Zeichner) geschaffen wurde. Veröffentlicht von Cross Cult im Jahre 2021, präsentiert sich das Werk in einem hochwertigen Hardcover-Format mit 72 Seiten und bildet den Auftakt der „Tebori“-Trilogie.

Als Mitglied einer Biker-Gang kommt Yoshi schon früh mit der Kunst von Tattoos in Berührung und findet Gefallen an dieser Körperkunst. Wie auf dem Cover zu sehen, trägt er selbst ein Tattoo auf seinem Körper, welches eine Variation des legendären Farbholzschnitts „Die große Welle vor Kanagawa“ (Katsushika Hokusai) darstellt. An dieser Stelle wird die Covergestaltung des Comics hervorgehoben. Denn das Körpertattoo wird nahtlos auf dem Rest des Covers fortgesetzt. Das beeindruckt. Diese Art wird auf den Folgebänden von „Tebori“ beibehalten, wodurch die Tattoo-Kunst mit der Comic-Kunst auf einzigartige Weise verschmilzt.

Bei den Tattoos im Comic setzen der Meister und sein Schüler Yoshi auf eine traditionelle japanische Tattoo-Methode, genannt Tebori. Diese ist besonders schmerzhaft und wird mit herkömmlichen Bambusstöcken durchgeführt. Die Tusche wird dabei manuell in die Haut der Kunden eingestochen. Um diese Kunst zu perfektionieren, bedarf es jahrerlange Übung und eines großen Gespürs für die Kunst des Tätowierens.

Die Haupthandlung von „Tebori 1“ setzt zehn Jahre nach Yoshis Arbeitsbeginn im Tattoo-Studio ein. Yoshi hat eine eigene Schülerin, die im Studio arbeitet und Horiseijun offenbart seinem begabten Lehrling ein brisantes Geheimnis: Seine Kunden sind keine gewöhnlichen Menschen, sondern Mitglieder der gefürchteten Yakuza – der japanischen Mafia. Deren Tätowierungen repräsentieren keine fiktiven Geschichten, sondern porträtieren reale Verbrechen. Yoshi darf sich keine Fehler erlauben, denn die japanische Unterwelt verzeiht keine Fehler!

Einem seiner Kunden, Takeshi Mitsumune, sticht Yoshi ausgehend von seiner Erzählung eine auffällige Tätowierung über den gesamten Rücken. Das Tattoo zeigt eine Mischung aus Vogel und Drache mit glühend roten Augen. Steht diese seltsame Kreatur als Vorzeichen für eine drohende Katastrophe in Japan? Was hat es mit diesem Unheilsbringer auf sich? Warum erzählt ihm der Kunde so eine seltsame Geschichte, in der ein Vogel vorkommt? Was haben die japanischen Sagen über einen rachsüchtigen Yokai im 21. Jahrhundert zu suchen?

Die Erzählung von „Tebori 1“ entführt die Leserinnen und Leser in einen faszinierenden Teil der japanischen Gesellschaft, der zwischen alter Tradition und aufregender Moderne spielt. Während Yoshi in die gefährliche Welt der Yakuza hineingezogen wird, entwickelt sich eine Geschichte voller dunkler Geheimnisse, gefährlicher Tätowierungen und unvorhersehbaren Wendungen. Dabei nimmt das Tattoo-Studio einen zentralen Ort der Handlung ein. Hier geraten nicht nur Yoshi, sondern auch seine Arbeitskollegin und seine Freunde in einen unaufhaltsamen Strudel. Und plötzlich tritt eine Schönheit auf, die ein Auge auf Yoshi geworfen hat und ihn bei seinem Feierabendbier verstohlen anlächelt …

Von den insgesamt 72 Seiten des Comics sind 48 Seiten mit Comic-Panels gefüllt worden. Die restlichen Seiten zeigen die verschiedenen Zeichnungen der zentralen Figuren. Besonders kunstvoll sind die Tätowierungen, die zu Papier gebracht worden sind. Zudem findet man in einem Glossar eine Erklärung aller japanischer Begriffe (wie beispielsweise Yakuza, Yokai, Senpai, Tengu oder Sujibori), die in dem Comic vorkommen und damit zur passenden japanischen Atmosphäre beitragen.

Leseprobe

Fazit: Die Kombination aus den gelungenen Illustrationen von Marcial Toledano und dem spannenden Setting macht Spaß. Autor José Manuel Robledo gelingt es, diverse japanische Kulturelemente darzustellen. Gemeinsam mit dem naiven Protagonisten Yoshi stolpert man beim Lesen in eine Welt, die Mystik und Mafia-Thriller kombiniert. Wer sich für die japanische Kultur, Tattoos oder die Yakuza interessiert, sollte „Tebori“ eine Chance geben. Die Geschichte eines (japanischen) Tätowierers ist erfrischend unverbraucht, hat verheißungsvoll begonnen und birgt Potenzial für die weiteren beiden Bände!

Tebori 1
Comic
José Manuel Robledo, Marcial Toledano
Cross Cult 2021
ISBN: 978-3-9665-8354-1
72 S., Hardcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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